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Gesundheit am Arbeitsplatz in der Zahnarztpraxis

In der Zahnmedizin ist es von entscheidender Bedeutung, über die Gesundheit am Arbeitsplatz zu sprechen, da zu viele Zahnärzte Probleme mit arbeitsbedingten Belastungen von Nacken, Rücken und Handgelenken haben. Dies kann sich negativ auf ihre berufliche Laufbahn auswirken.


Dr. Diether Reusch, ein national und international anerkannter Zahnarzt, ist Gründer der Westerburger Kontakte, des ältesten privat geführten Fortbildungsinstitutes in Deutschland. Wir trafen Dr. Reusch zu einem Gespräch über Arbeitsmedizin und Ergonomie in der Zahnmedizin.


Als Dr. Reusch in den 1970er Jahren sein Studium der Zahnmedizin abschloss, hatte die Ergonomie in Deutschland bereits ihre erste Blütezeit erreicht. Die arbeitsmedizinischen Bedingungen in der Zahnheilkunde wurden jedoch in Frage gestellt, da Zahnärzte häufig unter Nacken-, Rücken-, Arm- oder Handschmerzen litten. Diese Problematik führte Dr. Reusch auf eine 40-jährige Reise zur Verbesserung von Ergonomie und Arbeitsabläufen zum Schutz der Gesundheit der Praktiker.


Wenn die Arbeit wehtut


Damals – wie auch heute – arbeiteten die meisten deutschen Praktiker nach dem Grundkonzept 1 („Rechtsgerät“), wie es in dem von Karl Heinz Kimmel entwickelten Indexschema zur Arbeitsplatzgestaltung beschrieben ist. Bei diesem Konzept wird die Einheit rechts neben dem Behandlungsstuhl platziert und der Zahnarzt greift rechts nach den Instrumenten. Assistenz und Zahnarzt drehen sich daher während der Behandlung häufig, was zu belastenden Torsionsbewegungen der Wirbelsäule führt.


„Die ersten Einheiten, mit denen ich gearbeitet habe, hatten den Schwebetisch rechts neben mir. Im Laufe der Zeit traten die typischen Schmerzen im Nacken, im Rücken und der Hand auf. Nach einem Urlaub habe ich in der Regel drei Wochen gebraucht, um mich wieder an die Schmerzen zu gewöhnen. Nach Jahren waren die Schmerzen so stark, dass ich zur Schmerzstillung Infusionen, Spritzen, Medikamente, Physiotherapie und Krankengymnastik benötigte. Im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule waren die Schmerzen zeitweise unerträglich“.


Obwohl die Dentalindustrie begann, sich auf die Arbeitshaltung der Zahnärzte zu konzentrieren, ging sie nicht auf die Probleme ein, die durch das Gerät verursacht wurden. Dr. Reusch nahm die Sache selbst in die Hand: „Ich beschloss, mit meinem besten Freund, dem Dentalkaufmann Dieter Bruns, nach Dänemark zu fliegen, wo uns unser Kollege Herluf Skovsgaard zeigte, wie er mit einer Dentaleinheit arbeitet. Das war ganz anders als das, was wir damals in Deutschland gemacht haben. Diese neue Arbeitsweise hat uns eine Philosophie hinter der gesamten Einheit aufgezeigt und das hat uns sehr beeindruckt.“



Ein dänischer Augenöffner


Die dänische Behandlungseinheit wurde basierend auf den Prinzipien des Grundkonzepts 3 (Schwingbügelkonzept) konzipiert. Bei diesem Praxiskonzept werden die Instrumente über der Brust des Patienten platziert und befinden sich in kurzer Greifweite. Das bedeutet, dass die Behandler eine ergonomischere Arbeitsposition und ein besseres, bequemeres Arbeitsplatzumfeld erhalten.


Der Wechsel vom Grundkonzept 1 (Rechtsgerät) zum Grundkonzept 3 (Schwingbügelkonzept) war für Dr. Reusch ein beruflicher Meilenstein und er ist sich sicher, dass Grundkonzept 3 das bessere von beiden ist: „Das Gerätedesign hat uns so überzeugt, dass ich die gesamte neue Praxis mit der XO CARE Einheit XO FLEX ausgestattet habe. Die Tatsache, dass alle meine zahnärztlichen Mitarbeiter/-innen, wenn sie sich selbständig machten und eine eigene Praxis eröffneten, XO CARE Einheiten installierten, mit denen sie nach dem Grundkonzept 3 arbeiten können, zeigt, dass es funktioniert.“


Weg von den Medikamenten


Obwohl die ersten Jahre in der Zahnheilkunde hart für Dr. Reuschs Gesundheit waren, war das Treffen in Dänemark ein Wendepunkt. „Nach zehn Jahren ununterbrochener Medikamenteneinnahme habe ich die passenden Geräte gefunden und benutze sie seit 1987. Nach zwei, drei Jahren brauchte ich keine Schmerzmittel mehr. Heute brauche ich nicht einmal mehr eine einzige Tablette, es ist alles in Ordnung. Man muss nur anständig sitzen, dann ist es eigentlich kein Thema mehr. Eines kann ich also sagen: Hätte ich so weitergearbeitet wie anfangs, wäre ich nicht mehr lange fit geblieben“, sagt er.


Raten Sie dem jungen Zahnarzt, es richtig zu machen


Ein Arbeitsumfeld mit sich wiederholenden Rotationsbewegungen wirkt sich stark auf die Gesundheit am Arbeitsplatz aus, und für die Zahnmedizin im Allgemeinen ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir junge Zahnärzte darin unterstützen, ihren Körper zu schützen, damit sie ihre Karriere in den kommenden Jahren fortsetzen können.

„In Holland haben die zwei Universitäten, die zahnmedizinische Studiengänge anbieten, Ergonomie in ihr Studium integriert. Und in Frankfurt wurde vor kurzem eine Studie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität abgeschlossen: Dr. Daniela Ohlendorf „Prävalenz von Muskel-Skelett-Erkrankungen unter Zahnärzten/-innen, Zahnmedizinstudenten/-innen, Zahnarzthelferinnen sowie von musculoskelettalen Erkrankungen der Hand“ sowie eine Studie zur: „Optimierung von Ergonomie in der Zahnarztpraxis“. Die Studien haben gezeigt, dass es in unserem körperlich und psychisch sehr anstrengenden Beruf oft schon sehr früh zu Schäden an den Händen und der Wirbelsäule kommt. Ich kenne kaum einen Zahnarzt/-in über 50, der nicht irgendein Problem hat“, erklärt Dr. Reusch.


Wie sieht die Zahnmedizin der Zukunft aus?


Neben Ergonomie sind bei der Führung einer Zahnarztpraxis auch die Kosten und die Rekrutierung von Talenten gleichermaßen wichtig, und Dr. Reusch erläutert dies: „Als wir Dänemark besuchten, verdiente ein dänischer Zahnarzt nicht so gut wie wir in Deutschland, und beschäftigte daher nicht so viel Personal wie wir. Genau in dieser Situation werden wir uns in Zukunft häufiger wiederfinden und aus Kostengründen ohne Assistenzen arbeiten müssen. Zum anderen nimmt die Zahl der Auszubildenden Fachkräfte in der Zahnmedizin ab. Deshalb müssen wir überlegen, ob es eine Einheit gibt, an der wir viele Dinge ohne Assistenz erledigen können."





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